Shoppen in China – Afrikanische Händler in Guangzhou

NDR/SWR 2013, 51’27“

Ausgezeichnet mit dem Ernst-Schneider-Preis 2014.

Jules ist Kongolese. Seit 20 Jahren lebt er in Guangzhou und fühlt sich längst wie ein schwarzer Chinese. Nice dagegen will nicht in China leben. Sie fliegt viermal pro Jahr zum Einkaufen ein und freut sich, hier mal Boss zu sein.

Seit etwa 10 Jahren hat sich in der südchinesischen Metropole eine stetig wachsende Kolonie afrikanischer Händler gebildet. Hinzu kommen zigtausende Handelsreisende, die hin- und herjetten, um containerweise Waren einzukaufen. Denn hier gibt es alles, was in Afrika gebraucht wird: Baumaterialien und Autoersatzteile, Kleidung und Computer.

Sie sind aus dem Kongo, aus Mali oder Nigeria. Die einen werden reich, bei den anderen reicht es gerade zum Überleben. Doch in einem sind sie sich einig: China ist gut für sie und gut für Afrika. Und nach Europa zieht es sie nicht.

Shoppen in China

Manuskript Shoppen in China

Shoppen in China – Afrikanische Händler in Guangzhou | 2013 | 59 MB | ZIP

4 Gedanken zu „Shoppen in China – Afrikanische Händler in Guangzhou“

  1. Gut erzählt, aber wie ist das aufgenommen? Ist das ein Filmteam gewesen oder ein Strassenreporter mit Mikro? Irgendwie schwer vorstellbar das die Leute so offen in eine Kamera reden, aber ins Mikro vielleicht…

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    • Hallo, als Radiomacher war ich nicht mit Kamera unterwegs, sondern mit Aufnahmegerät und Mikro. Was die Menschen einem dann erzählen, hängt davon ab, welches Vertrauen sie haben. Was wiederum stark davon abhängt, wieviel Zeit man mit Ihnen verbringt.
      Die Sounds und Atmos in den öffentlichen Räumen habe ich manchmal verdeckt aufgenommen.
      Beste Grüße, L. Rollhäuser

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  2. Wunderbar, diese tiefen Einblicke in die interkulturelle menschliche Seele! Sowohl die Entwicklungen Afrikas als auch Chinas vollziehen sich doch aktuell weitgehend ohne in unseren Breitengraden medial und mental präsent zu sein.
    Die geschilderten, unkonventionellen und doch sehr typischen Beziehungen auf der Ebene individueller Import- und Exportaktivitäten zeigen die Spontanität und Lebendigkeit einer hier fast vergessenen Handelskultur, die zwar nicht ohne ethnische Vorurteile auskommt, diese aber in der Lebenspraxis beständig überwindet und darin die Kraft zur Entwicklung von Neuem findet.
    Dass sich diese intersubjektiven wie interkontinentalen Beziehungen nun nicht mehr abseits des Fokus der kulturell Interessierten in der Festung Europa abspielen, ist das Verdienst des Autors!
    Die offenen Kommentare seiner GesprächspartnerInnen lassen deren Welt lebhaft vor unserem inneren Auge präsent werden. Man kann die Intensität von deren Engagement nur mit fast schon Neid anerkennen, so viel Antrieb und Bewegung ist darin. Schließlich ist die Lust am monetären Profit von der persönlichen Offenheit für interkulturelle Entwicklungen und großem Mut nicht zu trennen.
    Neben der geschilderten Ebene der vorwiegend individuell motivierten Businessaktivitäten gibt es natürlich sehr viel weiter fortgeschrittenen Aktivitäten zwischen Konzernen und Regierungen. Sie sind ein anderes Kapitel – einschließlich der Auswirkungen auf die politisch-ökonomischen Verhältnisse in den afrikanischen ‚Abnehmerstaaten‘. Was uns Lorenz Rollhäuser unmittelbar erfahrbar macht, ist die menschliche Dimension der warengetriebenen Überbrückung von Fremdheit.

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