WDR 2006, 53’00
Die Polizei Rendsburg teilt mit: „In der letzten Nacht fiel Beamten der gemeinsamen Fahndungsgruppe Polizei/Zoll an der Kreisstraße 67 ein Ford Transit mit dänischem Kennzeichen auf. In Höhe Schuby wurde das Fahrzeug durch die Beamten kontrolliert. Darin saßen zwei dänische Staatsangehörige im Alter von 26 und 30 Jahren. Sie hatten 19 Jutesäcke der Droge Khat mit einem Gewicht von 246 Kg an Bord. Die Ware kam aus Holland und war für Dänemark bestimmt. Beide Männer werden auf Antrag der Staatsanwaltschaft dem Haftrichter vorgeführt.“
Ortswechsel. Scheinwerfer im Dunkel, gebellte Kommandos. Schneller, schneller! Wie nervöse Rennpferde warten Toyota PickUps mit laufenden Motoren auf das Startsignal. Oben, in drei Meter Höhe, springt einer schweißnasser Somali mit aller Kraft auf die letzten von fünfzig Säcken, um sie fester zusammenzupressen. Eine Tonne Khat – hoffnungslos überladen ist hier normal.
Jeden Abend dieselbe Hektik in Maua, dem Zentrum des Khat-Anbaus in Kenia. Schneller, schneller: Kathinon, der Hauptwirkstoff, verfällt innerhalb von 48 Stunden. 48 Stunden Zeit, um die Ware in alle Welt zu befördern. Denn mit den Migrationsströmen der achtziger und neunziger Jahre ist Khat global geworden. Und ein großes Geschäft: auf 350 Millionen Dollar wird der Umsatz allein in Kenia geschätzt.
Khat, das sind die frischen Triebe des gleichnamigen Baums, die gekaut werden. Ganz legal in Kenia, in Äthiopien, im Jemen. Auch in Großbritannien und den Niederlanden. Einstweilen jedenfalls. Illegal im ganzen Rest der Welt, die das Stimulans zur gefährlichen Droge erklärt hat.
Doch die Khat-Händler finden immer neue Mittel und Wege zum Konsumenten. Und der Autor folgt diesen Wegen: von Maua nach Nairobi, nach Amsterdam und London.
Mit: Bernhard Schütz, Thomas Arnold, Martin Engler und Anja Franke
Redaktion: Leslie Rosin
Khat – eine Droge in Zeiten der Globalisierung | 2006 | 61 MB | ZIP