Deutschlandfunk Kultur 2014, 51’30“
Sein Image als rebellischer, linker Berliner Stadtteil pflegt Kreuzberg mit Erfolg. Doch mit den steigenden Immobilienpreisen hält das Bürgertum Einzug. Und der Autor sitzt zwischen allen Stühlen.
Bisher lebte er eher bescheiden. Um Geld ging es ihm nicht. Doch dann erbte er. Obwohl er immer der Meinung war, dass Erben an sich ungerecht ist. Er kaufte sich eine große Wohnung, und nun schaut er auf seinen Kiez herab, den sich immer weniger Menschen leisten können. Und er stellt sich Fragen: Wer bin ich jetzt? Darf ich mein unverdientes Privileg einfach genießen? Oder schulde ich etwas? Er sucht Antworten und findet neue Fragen.
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Kreuzberg von oben – ein Versuch über Geld und Moral | 2014 | 59 MB | ZIP
Spannendes Feature, höre es grade als Mitschnitt. Vielleicht ein Baustein zur Lösung ist Privateigentum anders zu denken. Man könnte z.B. Initiativen wie diese unterstützen. http://www.syndikat.org/wp-content/uploads/2014/03/s_pa_2012-01-03.pdf
Ja, unbedingt richtig! Genau darin sehe ich unter den jetzigen Bedingungen auch die einzige Lösung, die zumindest ein bisschen Linderung verspricht.
Vielen Dank, Herr Rollhäuser, für Ihr fantastisches Feature, was ich heute morgen gebannt auf Ndr Info verfolgen durfte. Auch ich kenne den Wrangelkiez sehr gut, er hat mich immer in seinen Bann gezogen, eben weil er so ist, wie er ist. Oder sollte ich sagen: weil er war, wie er war ?5 Jahre ist es nun fast her.Die Betrunkenen vor Kaisers, die Penner an der Ecke Cuvrystr. Zu denen wollten wir nie gehören. Aber ein bisschen von ihrer Armut, vom „wahren Leben“ mit all seinen Schichten und Schicksalen, von diesem schäbigen, heruntergekommenen „Flair“ einatmen, um uns spätestens dann, wenn es anfing, zu sehr zu kribbeln, zu sehr zu schmerzen, zu beunruhigen, in unsere sauberen und trockenen Wohnungen zu retten und auf „die da draussen“ herunterschauen zu können. Doch wir gehörten dazu! Waren ein Teil dieses Kosmos. Das Kreuzbergkribbeln ist wieder da. Mittendrin zu sein- im wahren Leben. In keiner ethnisch und sozial bereinigten Zone.
Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen. Auch ich fühle mich entlarvt. Differenz nach unten spüren wollen? Armutsvibrationsschnorrerei? Seine eigene Bürgerlichkeit nicht aushaltend?
Schaut, wie tolerant ich bin, was ich erlebt habe!
Echt chic und lässig dieses vermeintlich heruntergekommene Viertel, was sich nicht schert um äussere Makellosigkeit. Seht her, Ihr Spiesser, ich bin da, wo das wahre Leben tobt! Hinter den ach so schmuddeligen Fassaden ein anderes Bild: extra nachlässig und wahllos zusammengewürfelt anmutende, aber sorgsam gewählte, teure Designerkleidung von den mittlerweile auch nicht mehr mittellosen Pionieren um die Ecke.
Vielen Dank! Gruss aus Lübeck
Danke, Herr Rollhäuser, für das Feature, das heute auf NDR Info lief. Es trifft den wunden Punkt. Und es ist nicht denunzierend, sondern es fächert ein Dilemma auf. Eine Lösung fehlt zwar, aber wer soll sie auch haben? Wir sind Produkte unserer Zeit, unserer Gesellschaft. Ist das ein Trost, eine Ausrede? Viele Fragen zum Weiterdenken.
Gruß aus Hamburg-Uhlenhorst – ein Revier der Privilegierten
Gabriele Heise